
Unterwasserbeton für den Sihlstollen
Ein Tunnel zwischen dem Sihltal und dem Zürichsee soll ein mögliches Sihlhochwasser in den See ableiten. Die KIBAG führte Teile des Aushubs für die Voreinschnitte ab und lieferte speziellen Unterwasserbeton für das Auslaufbauwerk in Thalwil.
Ein Bauwerk für den Notfall – das ist der Entlastungsstollen für die Sihl, der von Langnau am Albis im Sihltal nach Thalwil am Zürichsee führt. Bei einem extremen Sihlhochwasser ermöglicht er ab 2026 die Überleitung von Hochwasserspitzen der Sihl durch einen Tunnel in den Zürichsee. Damit beseitigt er das mit Abstand grösste Hochwasser-Risiko im Kanton Zürich. Denn bei Hochwasser drohen allein in der Stadt Zürich Gebäudeschäden von über sechs Milliarden Franken. Als die Sihl beispielsweise 2005 zu viel Wasser führte, fehlte nicht viel, und der Zürcher Hauptbahnhof sowie weite Teile der Innenstadt wären unter Wasser gestanden. Damals rauschten 300 Kubikmeter Wasser pro Sekunde den Fluss hinunter. Der Entlastungsstollen, der sich aktuell im Bau befindet, soll ab einer Durchflussmenge von 260 Kubikmetern pro Sekunde zum Einsatz kommen – statistisch alle 10 bis 15 Jahre werden solche Ereignisse erwartet.
Auslass 100 Meter weg vom Ufer
Die KIBAG ist als Lieferantin der Marti aktuell beim Auslaufbauwerk in Thalwil engagiert. Da das viele Wasser, das potenziell dereinst aus dem Tunnel strömen wird, nicht einfach direkt am Ufer in diesem dicht besiedelten Gebiet neben Kläranlage, Badi und Anwohnern in den See geleitet werden kann, entsteht derzeit ein unterirdischer, acht Meter breiter und sechs Meter hoher Betonkanal, der knapp 100 Meter in den See hinausreicht. Die äusserst engen Platzverhältnisse sind eine Herausforderung: Während der gesamten Bauzeit muss die Seestrasse durchgehend in beiden Richtungen befahrbar bleiben. Für die Baugrube wurden Spundwände im Seegrund verankert. «13 Meter unter dem Wasserspiegel arbeiten wir aktuell, das ist schon eindrücklich», sagt Bauführer Sandro Schneider von Marti. Die Betonsohle war vorgängig von Tauchern betoniert worden. Und dieser Beton kommt von der KIBAG. «Das ist kein Beton, den man aus dem Standardproduktkatalog ziehen kann», erklärt Remo Agosti, «das macht es natürlich interessant, aber auch herausfordernd.» Für den Leiter Verkauf Hochbau der Region Zürich war die Entwicklung dieses speziellen SCC-Unterwasser-Stahlfaserbetons eine spannende Aufgabe, die unser Baustofflabor und das Produktionsteam hervorragend lösten. Der Beton ist selbstnivellierend, d. h. er muss nicht vibriert werden, was beim Einbringen des Betons für den Taucher unter Wasser deutlich vereinfacht. Der Beton ist mit 35 Kilogramm Stahlfasern pro Kubikmeter Beton bestückt. Für die 600 Kubikmeter Beton der ersten Etappe stand das Werk in Wollishofen ausschliesslich für diesen einen Auftrag im Einsatz; die Fahrmischer waren von 4 Uhr morgens bis 22 Uhr im Zweischichtbetrieb unterwegs. Denn wegen der Stahlfasern, die in diesem Fall dem Mischer zugefügt wurden, konnten maximal 33 Kubikmeter pro Stunde produziert werden.
Betonkonsistenz abhängig von Wassertemperatur
Inzwischen konnte bereits die zweite Etappe abgeschlossen werden und die anfängliche Anspannung, ob denn auch alles klappen würde, ist einer gewissen Routine gewichen. «Unterwasserbeton macht man nicht jeden Tag. Und der Beton reagiert natürlich ganz unterschiedlich auf die Wassertemperatur. So musste unser Labor im Winter bei kaltem Wasser die Rezeptur anpassen», führt Agosti aus. Bisher habe aber alles sehr gut funktioniert und der Kunde
sei sehr zufrieden. Nebst der Betonlieferung verantwortete die KIBAG auch die Abfuhr eines Teils des Aushubmaterials des Einlauf- und des Auslaufbauwerks: Insgesamt werden rund 160 000 Tonnen an sauberem Aushubmaterial, belastetem Material und Seegrubenaushub abgeführt. Ausserdem liefert die KIBAG ca. 30 000 Kubikmeter Kies.
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