Saugen für den Sprungturm

Die Badi Wollishofen gibt es seit 86 Jahren. Auch der Sprungturm steht schon viele Jahre dort. Doch Ablagerungen und tiefe Pegelstände haben dazu geführt, dass der See für einen Kopfsprung vom Dreimeter nicht mehr genug tief ist. So kam die KIBAG zu einem Auftrag direkt vor der Haustür.

Damit man garantiert unfallfrei von einem Drei-Meter-Sprungturm springen kann, muss das Wasser mindestens vier Meter tief sein. Denn sonst berührt man bei einem Kopfsprung problemlos den Boden, was schnell gefährlich wird. Diese Tiefe war in der Badi Wollishofen nicht mehr gegeben. Es musste also gegraben werden – bloss wie?

Schweissen unter Wasser

Den Auftrag erhielt der Wasser- und Spezialtiefbau aus Stansstad. Um die Senke um den Sprungturm kompakt und vor allem dauerhaft zu halten, wurde unter Wasser eine Art Becken von 12 mal 12 Metern aus Spundwänden erstellt. Eigentlich diese Umrandung mit 8-Meter-Spundwänden geplant, um die 4,5 bis 5 Meter Wassertiefe zu erreichen. Doch der Boden war derart morastig, dass diese schlicht im Schlick verschwanden. Längere Spundwände von 16 Metern mussten also her. Diese wurden abwechselnd mit den kürzeren verschweisst und so tief verankert, dass die Oberkante etwa zwei Meter unter der Wasseroberfläche zu liegen kam. Auf diese Spundwandkante kam eine Holzbohle aus Fichte. Taucher Niall Lowth musste hierfür unter Wasser die Halterung anschweissen und das Holz als Abschluss darauf anschrauben.

Saugen von Schlick und Schlamm

Um nun die gewünschte Tiefe zu erreichen, musste im Innern dieses Unterwasserbeckens der Grund abgetragen werden. Da in diesem Bereich des Seeufers Relikte der Pfahlbauer vermutet werden, wurde der Untergrund nicht etwa ausgebaggert, sondern abgesaugt. Denn dieses Verfahren verursacht kaum Wassertrübungen und ist schonender für den Untergrund. Während knapp 4 Wochen im November stand deshalb das Saugfahrzeug der KIBAG Entwässerungstechnik im Einsatz. Mithilfe von Schwimmern wurde der Schlauch bis zur gewünschten Stelle an der Seeoberfläche gehalten, um am Grund des Sees keine Schäden anzurichten. «Beim Tauchen entdeckten wir dann tatsächlich einen mehrere tausend Jahre alten Pfahl», erzählt Daniel Nater, Geschäftsführer der KIBAG Entwässerungstechnologie. «Der sah trotz seines Alters aus wie aus dem Baumarkt. Faszinierend!». Die Zusammenarbeit mit der Stadtarchäologie sei stets lösungsorientiert und unkompliziert gewesen, betont Nater. Am Ende wurden etwa 1400 Kubikmeter Material abgesaugt und an Land in der mobilen Aufbereitungsanlage aufbereitet und danach die 180 Kubikmeter Feststoff abgeführt.

Ein Denkmalgeschützter Bau aus 1939

Die Strandbadi Wollishofen war auf die Landesausstellung im Jahr 1939 hin fertig gestellt worden und sieht in ihrer Grundsubstanz weitgehend aus wie damals. Das Bad steht unter Denkmalschutz und ist mit seinen Bauformen aus armiertem Beton mit einem filigranen Dach und Pilzsäulen allein aus architektonischem Interesse einen Besuch wert. Und ein Sprung vom Sprungturm ins kalte Nass bietet im Sommer definitiv eine willkommene Abkühlung. Nun auch sicher, ohne sich den Kopf zu stossen.

Zu den Bildern:

Der Ponton, von wo aus die Spundwandarbeiten vorgenommen wurden. Das Saugwahrzeug, das Sand und Sedimente absaugte. Mithilfe von Schwimmern - im Bild in Gelb sichtbar - wurde der Schlauch bis zur gewünschten Stelle an der Seeoberfläche gehalten. Die Badi Wollishofen steht unter Denkmalschutz.

 

 

 

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