Eine heisse Sache mit kühlem Kopf verlegt

Auf nur 125 Metern Leitungslänge verdichtete sich in Buchs (AG) die Komplexität: Fernwärme, Fertigteile, Fremdbetrieb. Für Livio Vogt ein anspruchsvolles 3D-Projekt mit viel Verantwortung.

In Aarau verlegte die KIBAG im Frühling eine Fernwärmeleitung – gerade einmal 125 Meter lang und doch eines der technisch anspruchsvolleren Projekte der letzten Monate. Polier Livio Vogt koordinierte die Arbeiten.

Komplexität unter der Oberfläche

Der bisher oberirdisch geführte Leitungsabschnittmusste mitten im laufenden Industriebetrieb unter die Erde verlegt werden – bei engen Platzverhältnissen und sensibler Infrastruktur im Umfeld. Auftraggeberin war die Fernwärme AG (FEWAG). Die KIBAG erhielt im Rahmen einer Einladungsofferte den Zuschlag für das Hauptlos. Verlegt wurde eine stark isolierte Fernwärmeleitung mit einem Innendurchmesser von 150 Millimetern – technisch anspruchsvoll, da bis zu 16 bar Druck und 200 Grad Temperatur auf die Leitung einwirken. Die Montage erfolgte auf Rohrschellen, geschützt durch einen nicht begehbaren Werkleitungskanal aus Betonfertigteilen. Eine Einsandung war aus technischen Gründen nicht möglich. Der Baugrubenverbau stellte besondere Anforderungen: Gräben bis vier Meter Tiefe, teilweise unmittelbar neben einem Stickstofftank, liessen keine Vibrationen zu. Zum Einsatz kam ein in der Schweiz bisher selten verwendetes Gleitschienen-Verbausysem, das sich als effizient und standfest erwies – auch unter beengten Bedingungen. «Wir mussten teilweise mit einem Kleinbagger im Graben arbeiten – unterhalb des Verbausystems», so Vogt. Auch ein über fünf Meter tiefes Betonbauwerk unterhalb bestehender Leitungen wurde abschnittsweise betoniert – millimetergenau ohne klassische Rammtechnik.

Tetris im Graben

Insgesamt wurden rund 300 Tonnen Betonfertigteile verbaut – Bodenplatten, Schächte, Abdeckhauben. Die Elemente wurden im Werk vorproduziert und exakt getaktet angeliefert. «Wir hatten einen Plan, der regelte, welches Teil wann wohin gehört – wie bei einem Tetrisspiel», sagt Livio Vogt. Teilweise wurden Elemente übereinandergestapelt, um Höhen zu überbrücken. Die Logistik war eng getaktet: Oft wurden bis zu acht Lastwagen gleichzeitig entladen und die Bauteile sofort versetzt. Ein Mobilkran unterstützte sowohl beim Einheben der Rohre als auch beim Platzieren der Fertigteile. Die Leitung selbst bestand aus zwölf Meter langen Stahlrohren, die unisoliert angeliefert und vor Ort mit Glas- bzw. Steinwolle und Blechummantelung isoliert wurden – ein aufwendiges, aber technisch notwendiges Verfahren. «Die Vielzahl an unterschiedlichen Elementen war eine Herausforderung», so Livio Vogt. «Jedes Teil hatte seinen festen Platz – ohne Koordination wäre das nicht machbar gewesen.»

Bau bei laufendem Betrieb

Besonders anspruchsvoll war die Koordination mit dem angrenzenden Industriebetrieb Mibelle Group: Während der Bauzeit war dessen Hauptzufahrt während 14 Wochen gesperrt. Die interne Logistik wurde umgestellt, zwei zusätzliche Staplerfahrer übernahmen Materialtransporte innerhalb des Areals. «Die Zusammenarbeit mit dem Betrieb war sehr konstruktiv und entscheidend für den reibungslosen Ablauf», betont Livio Vogt. Für ihn war es nicht die erste Baustelle, aber eine technisch anspruchsvolle: «Fernwärmeleitungen und Fertigelementbau in dieser Dichte kannte ich vorher nicht. Es war ein spannendes Projekt – und genau solche will ich auch in Zukunft machen.» Seit 2021 führt der diplomierte Strassenbau-Polier als eigenverantwortlicher Baustellenchef KIBAG Baustellen. Zuvor war er unter anderem bei komplexen Kreisel-, Strassenbau- und Infrastrukturprojekten in Aarau, Hunzenschwil und Dottikon im Einsatz. Die Bauarbeiten starteten im Mai. Mitte August wurde die Vollsperrung aufgehoben, derzeit laufen letzte Fertigstellungen. Die vollständige Übergabe erfolgte Ende September.

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