
Die KIBAG Huttwil realisiert eine naturnahe Bachlandschaft
Die Region Rohrbachgraben bei Huttwil war in der Vergangenheit bereits mehrfach durch Hochwasser und Überschwemmungen betroffen. Seit Januar laufen die Arbeiten für ein neues Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekt.
Das letzte grosse Hochwasser von 2017 verursachte starke Schäden an den Uferböschungen des Rohrbachgrabenbachs. Die grössten Schäden wurden behoben. Es war jedoch unverkennbar, dass am und um das Gewässer konkretere Massnahmen nötig waren. Der Hochwasserschutz sollte nachhaltig verbessert und der Bach ökologisch revitalisiert werden. Bauführer Matthias Lustenberger ist mit einem Team der KIBAG Huttwil mit dem Bau von neuen, grösseren Bachdurchlässen bei den Strassenquerungen sowie der Revitalisierung des Bachlaufs betraut.
Worum gehts?
Hochwasserschutz bei Bachläufen beinhaltet bauliche Massnahmen wie z. B. neue und grössere Bachdurchlässe, Verbreiterung des Bachbetts, neue Linienführungen oder Tieferlegung des Bachs. Heutzutage impliziert Hochwasserschutz aber auch immer eine Revitalisierung, heisst: eine neue, naturnahe Bachlandschaft. Auch das aktuelle Projekt, das sich über drei Kilometer entlang des Rohrbachgrabenbachs erstreckt, wird einen ökologischen Nutzen haben. Das Gewässer soll wieder einen natürlichen Bachlauf aufweisen, neu begrünt und auf einer Strecke von 330 Metern ausgedolt werden; das heisst, der eingedolte oder unterirdisch geführte Bach wird wieder offengelegt. Somit wird nicht nur eine naturnahe Bachlandschaft geschaffen, sondern die Ausdolung leistet auch einen wesentlichen Beitrag zum Hochwasserschutz. Wenn nämlich Gewässer in erster Linie unterirdisch in Röhren geführt werden, kann es bei Starkregen dazu kommen, dass das Wasser nicht mehr abfliessen kann und folglich oberirdisch und unkontrolliert abläuft. Die Folgen sind Überschwemmungen.
Grössere Bachdurchlässe und Renaturierungen
Bauführer Matthias Lustenberger nimmt sich Zeit für einen Streifzug mit mir entlang des Rohrbachgrabenbachs. «Um die Renaturierungen fertigzustellen, sind wir jetzt vor allem auf trockene Wetterperioden angewiesen », betont er. Denn der Boden entlang des Gewässers kann nur befahren bzw. bearbeitet werden, wenn die Erde trocken ist. Von Januar bis April wurden vor allem die Bachdurchlässe bei den Strassenquerungen fertiggestellt. Dies involvierte auch einzelne Umleitungen des Bachs und den Einbau von neuen, grösseren Wellstahlrohren sowie diverse Auffüllarbeiten und etliche Sanierungen, die von früheren Umweltschäden stammen. Ebenfalls wurden 30 Holzschwellen eingebaut, um grössere Mengen von Geschiebe zurückzuhalten. Nicht weit vom Weiler Rohrbachgraben wird der Bach neu auf einer längeren Strecke in den Geländetiefpunkt verlegt. Dazu mussten einige Bäume gefällt werden – für das Team vor Ort kein Problem: Schliesslich ist Polier Jonas Jakob auch gelernter Forstwart. Im Sommer laufen nun vor allem die Revitalisierungsarbeiten – sprich die Erstellung und Begrünung der neuen, naturnahen Bachlandschaft. Bei meinem Besuch entdecke ich bereits etliche Vorbereitungen dieser Arbeiten. Es liegtz. B. ausgebaggerte Erde als sogenannte Bodendepots am Waldrand. Sie sind mit «A- und B-Boden» beschriftet (A = humoser Boden, B = Unterboden). Diese Erde, die hier zwischengelagert wird, muss zwingend bei den Renaturierungsarbeiten entlang des Gewässers wieder korrekt aufgeschichtet werden. Das Projekt wird folglich durch ein Ingenieurbüro für die bodenkundliche Baubegleitung unterstützt.
Apropos: Ein Biber, der bis vor Kurzem nahe den Bauarbeiten gelebt hat, ist glücklicherweise von allein umgezogen. Bestimmt hat er ein neues Plätzchen in dieser wunderschönen Auenlandschaft gefunden.