
Bohren am Limit und unter extremen Bedingungen
Die KIBAG Bohrungen arbeitet derzeit im Rahmen der Planungsarbeiten für den Bau eines unterirdischen Wasserstollens im Tal der Unteren Trift im Berner Oberland. Die KWO hat uns mit dem abtiefen von mehreren Sondierbohrungen und der Durchführung zahlreicher Bohrlochversuche beauftragt. Ziel unserer Arbeit ist es, die Grundlagen über den Untergrund zu beschaffen. Damit können die Geologen und die Ingenieure der ARX Group die KWO beraten, wie die Bauwerke im Felsen am besten erstellt werden können.
Die Arbeiten umfassen zwei kurze Bohrungen im Lockergestein und zwei fast 200 Meter lange Kernbohrungen im Felsen. Schon in der Planung war unser Bauführer für dieses Projekt sehr engagiert und musste sich um viele Details kümmern. Nur ein Bergweg und eine kleine Seilbahn führen vom Talboden zu den Bohrstellen. Dass die Seilbahn revidiert werden musste und die ersten Wochen des Projekts stillstand, machte den Zugang nicht einfacher. Bohrungen in diese Tiefe können nur mit leistungsstarken Bohrgeräten und viel Material durchgeführt werden. In der Werkstatt in Bäch wurden die Geräte zerlegt und für den Helikoptertransport vorbereitet. Mit einem Schwerlasthubschrauber wurden die Bohrgeräteteile transportiert, vor Ort zusammengesetzt und mit dem Standardhelikopter das Material nach oben geflogen. Für die Installation der Baustellen sind die Helis mehr als fünfzigmal für uns geflogen.
Maschinen und Helikopter im Dauereinsatz
Zum Einsatz kamen unterschiedliche Bohrgeräte: eine Versadrill mit Hydraulikeinheit für die Kernbohrungen mit 96 mm Durchmesser sowie ein 5,5 Tonnen schweres, zerlegbares Leichtbohrgerät, das für den Helitransport ausgelegt und bei den vertikalen Bohrungen im Lockergestein verwendet wurde. Über 150 Helikopterflüge waren für das gesamte Projekt notwendig, darunter auch drei Einsätze mit einem Schwerlasthubschrauber für den Transport der Maschinen.
Ruhige Hand, starke Arme
Bohrmeister Giuseppe und sein Sohn Matteo haben ihr Können an den kürzeren Bohrungen gezeigt. Kurz bedeutet nicht automatisch einfacher. Der Untergrund bestand vorwiegend aus Steinen und Blöcken – schwieriger geht es kaum. Trotzdem hat das Bohrteam die Solltiefe sogar übertroffen. Dazu haben sie mehrere Tonnen Bohrrohre und Bohrgestänge von Hand vom Bohrpunkt zu den Rohrbarrels getragen. Um diese Aufgabe zu meistern, braucht es eine ruhige Hand zum Bohren und viel Kraft für die manuelle Arbeit.
Schräg, tief und schwierig
Keinen einzigen Block, dafür fast 200 Meter Felsen, hatten Bohrmeister Bady und Bohrgehilfe Giscard zu bewältigen. Die Installation auf einer Felsnase war nicht einfach. Der Platz für das Bohrgerät, das Bohrmaterial, Wasserbecken und vieles mehr war sehr begrenzt, und die Hilfsmittel vor Ort waren beschränkt. Dass die Bohrung nicht vertikal gegen unten, sondern schräg ausgeführt werden musste, machte die Arbeit zusätzlich anspruchsvoll. Als nach einigen Wochen auch die zwingend nötige Wasserversorgung versiegte, gerieten die Arbeiten beinahe ins Stocken. Dank einer schwer zu verlegenden Leitung und einer starken Pumpe wurde auch dieses Problem gelöst. Die Versuche im Bohrloch dauerten pro Bohrung mehr als eine Woche, was die Wichtigkeit der Untersuchungen unterstreicht.
Die Hängebrücke am Triftgletscher, weniger als eine Stunde zu Fuss von der Bohrstelle entfernt, ist ein Touristenmagnet. Unsere Arbeiten wurden dort genauer beobachtet als eine Baustelle in der Stadt Zürich. Dazu kamen noch rund hundert Schafe, die die Arbeit lautstark begleiteten. Jeweils nach Sonnenuntergang wurde es aber ganz ruhig.
Teamgeist auf 2000 Metern
Für die Mitarbeitenden der KIBAG Bohrungen war das kein Alltagsprojekt, und alle Beteiligten wurden stark gefordert. Die Bohrtechnik, die Organisation und das alpine Gelände mit den extremen Wetterkonditionen sind nur ein Teil der Anforderungen, die ein solches Projekt an unsere Bohrleute stellt. In der ersten Projektphase flogen unsere Mitarbeitenden jeweils am Montag mit dem Helikopter samt Verpflegung für die ganze Woche zur Unterkunft und am Freitag wieder zurück ins Tal. Nebst dem Bohren waren damit auch Kochkünste gefragt. Die Unterkunft war karg: ein Berghaus und zwei Schlafcontainer, der Natelempfang eher bescheiden. Das enge Zusammenleben und die geringe Ablenkung funktionierten nur dank eines guten Teamzusammenhalts und viel Toleranz. Zum Glück war das Wetter lange gut, und so war der rund 20 Minuten lange Marsch von der Unterkunft zu den Bohrstellen machbar. Nach mehr als zehn Wochen Bergwelt waren alle froh, wieder ins Flachland zurückzukehren.
Der Triftgletscher liegt im Gadmental im Berner Oberland in der Gemeinde Innertkirchen. Er erstreckt sich von rund 1600 bis auf 3400 Meter über Meer und misst etwa fünf Kilometer. Durch den Rückzug des Gletschers ist der eindrückliche Triftsee entstanden, der heute zu den spektakulärsten Gletscherseen der Schweiz zählt. Beliebt bei Besucherinnen und Besuchern ist auch die Trift-Hängebrücke, die 2004 eröffnet wurde. Mit 170 Metern Länge und einer Höhe von 100 Metern ist sie eine der längsten Hängebrücken der Alpen und ein bekanntes Ausflugsziel.