
Vorarbeiter in der Lehrzeit
Die fachliche und persönliche Entwicklung fördern: Dies ist bei der KIBAG kein Lippenbekenntnis. Gion Clavadetscher wollte und konnte schon während seiner Lehrzeit Verantwortung übernehmen. Und hat heute grosse und langfristige Pläne bei der KIBAG.
Der Strassenbau war Liebe auf den zweiten Blick. Seine erste Lehre hatte Gion Clavadetscher noch als Kaufmann angefangen. “Zu langweilig!”, war ihm schnell klar. Und er kam auf das zurück, was er eigentlich schon kannte von zuhause: den Bau. Sein Vater ist selbständiger Kundenmaurer, daher war Gion die Baubranche schon vertraut. Doch eine Lehre als Maurer? Er wollte mehr Action. Und bewarb sich bei der KIBAG auf die Lehrstelle als Strassenbauer EFZ. “Angesprochen haben mich die körperliche Arbeit, die grossen Maschinen und dass man am Ende des Tages sieht, was man getan hat. Und die Arbeitszeiten! Denn in der freien Zeit in den Wintermonaten bin ich gern auf der Skipiste.”
Die Lehre hat er letzten Sommer abgeschlossen und ist inzwischen fest angestellt am Standort in Chur. Aktuell absolviert er die Rekrutenschule als Grenadier bei der Militärpolizei. Man merkt ihm an, dass er weiss, was er will. Disziplin und Respekt bringt er aus seinem Hobby, dem Thaiboxen, mit. Und schon im zweiten Lehrjahr wurde klar: Der möchte mehr als einfach einen Nine-to-five-Job. Oder wie es Clavadetscher selbst ausdrückt: “Im KV fehlte mich die körperliche Arbeit und die Action. Am Anfang im Strassenbau fehlte mir dafür die Arbeit mit dem Kopf.”
“So schnell wie möglich Polier werden”
Jann Ruckstuhl, Geschäftsführer der KIBAG Graubünden, schmunzelt ab der Entschlossenheit seines ehemaligen Lernenden. Er erinnert sich: “So gegen Ende des zweiten Lehrjahrs führen wir üblicherweise ein Standortgespräch und unser Berufsbildner Mario Vonau fragte ihn: ‘Gion, was möchtest du nach der Lehre mal machen?’ Und Gion antwortete: ‘So schnell wie möglich Polier werden!’ Darüber haben wir uns sehr amüsiert.”
Und so kam es, dass man Gion bereits im jungen Alter und im zweiten Lehrjahr die Verantwortung für erste Baustellen übertrug. Den Umbau des Bahnhofs Grüsch, bei dem die KIBAG als Subunternehmerin die gesamten Belagsarbeiten rund um den Bahnhof ausführte, also mit kleinen Seitenstrassen und dem Buswendeplatz, verantwortete er zusammen mit dem Bauführer Francesco Jörg als Vorarbeiter. “Ich war sehr nervös”, gibt Gion Clavadetscher zu. Es war zwar keine besonders schwierige Baustelle in Bezug auf die Arbeiten und die Pläne. “Aber das Einteilen der Leute und die Planung der Arbeiten: Da hatte ich echt Mühe am Anfang. Zum Glück konnte ich stets auf die Unterstützung durch Francesco zählen. Er kam mir nie blöd, hat mich immer unterstützt.”
Auch Jann Ruckstuhl sagt: “Da passierte wahnsinnig viel in sehr kurzer Zeit. Er musste bereit sein, die Verantwortung zu übernehmen. Alles andere kann man lernen, also Materialbestellungen, Personalplanung. Wenn man jemandem Verantwortung überträgt, muss man so eingestellt sein, dass Fehler passieren. Das wissen alle.” Und so schwand die anfängliche Skepsis gestandener Bauarbeiter dem Jungen gegenüber schnell. In kleinen Schritten wuchs die Verantwortung, die Gion übernehmen durfte. “Am wohlsten fühle ich mich im Belagsbau; alles mit mehr als 20 Zentimetern Tiefe sagt mir weniger zu. Ich mag Steine, Planie, Belag”, erzählt er. “Im Belagsbau ist auch die Spannung der Leute grösser. Alle sind mehr auf Zack. Es passiert einfach mehr in kurzer Zeit, das mag ich.”
Familie und ein gutes Leben
Und wie geht es nun weiter? Wenn Gion im Mai zurück ist aus der Rekrutenschule, möchte er noch in diesem Jahr mit der Vorarbeiterschule anfangen. Anschliessend plant er die Ausbildung zum Polier. “Dann mal als Polier arbeiten, so bis Anfang oder Mitte Dreissig. Und wer weiss: Vielleicht doch mal noch ins Büro als Bauführer.” Jann Ruckstuhl steht daneben und schmunzelt. “Das ist dann aber eine rechte Umstellung, man ist viel weniger im Geschehen drin und beim Team.” Sie einigen sich darauf, dass das ja noch eine Weile geht. Was sich Gion wünscht für seine Zukunft: “Ganz einfach eine Familie und ein gutes Leben.”
Gion hat inzwischen seine Lehre als Strassenbauer abgeschlossen. Sein Berufsbildner Mario Vonau und das ganze Team der KIBAG Chur haben ihn stets unterstützt in seiner Entwicklung. (Fotos: Yanik Bürkli)
Aktiv gegen den Fachkräftemangel
Die KIBAG und ihre Tochterfirmen bilden insgesamt knapp 100 Lernende in 15 Berufen aus. Dies verdeutlicht, welch hoher Stellenwert der beruflichen Nachwuchsförderung beigemessen wird. 44 Berufsbildner stehen den Jugendlichen als Fachleute und Ansprechpartner zur Verfügung. Vom Strassenbauer zur kaufmännischen Ausbildung über Bootsbauer bis hin zu Strassentransportfachleuten, Logistiker und Entwässerungstechnologen sowie Baumaschinenmechaniker – die Bandbreite der Lehrberufe widerspiegelt die Vielfalt der KIBAG-Gruppe.
Bauen an der Schweiz
Strassenbauer und Strassenbauerinnen sind verantwortlich für den Bau und Unterhalt von Strassen, Plätzen und Wegen. Die Strassenbeläge bringen sie von Hand oder maschinell ein. Sie arbeiten im Team und sind bei jedem Wetter im Freien. Das Tätigkeitsgebiet erstreckt sich vom Einrichten der Baustelle (Pläne lesen, Einsatz-/Materialplanung, Gerätschaften einrichten) über die Bauarbeiten (Boden abtragen, alte Beläge entfernen, Gräben sichern und füllen, Strassen fertigstellen) bis zu Sicherheit und Instandhaltung von Arbeitsplatz und Maschinen/Werkzeugen (Sicherheits- und Umweltvorschriften kennen und anwenden, Arbeitsberichte schreiben, Gerätschaften pflegen und allenfalls reparieren).