
Kein Job für Menschen mit Platzangst
Eine Zusammenarbeit der besonderen Art bot ein verstopfter Überlauf am Vierwaldstättersee. Gemeinsam entfernte ein Taucher vom Wasserbau im Rotzloch mit den Entwässerungstechnologen aus Fällanden über 51 Tonnen Kies und Sand aus dem Rohr.
Wenn man die Verstopfung schon von Auge sehen kann, wird es Zeit für gröberes Geschütz. Das dachte sich Bauführer Urs Amstad vom Wasserbau im Rotzloch, als er einen ersten Augenschein der Situation gleich beim Verkehrshaus in Luzern nahm. Die Real, Recycling Entsorgung Abwasser Luzern, klagte
über den schlechten Abfluss der Überlaufleitung in den See. Dieser Überlauf dient als Notentlastung, wenn zuviel Wasser durch die Abwasserrohre fliesst. Dieser Überlauf in den Vierwaldstättersee liegt in seichtem Gebiet, was immer wieder zu so genannten Verlandungen der Leitung führt. Will heissen: Material vom Seegrund gerät in die Rohre hinein.
HILFE AUS DER ENTWÄSSERUNGSTECHNOLOGIE
Rohre reinigen: Das gehört wiederum zum Kernauftrag von Dani Nater, Geschäftsführer der KIBAG Entwässerungstechnologie. Es ist nicht die erste Zusammenarbeit der beiden Abteilungen Entwässerungstechnologie und Wasser- und Spezialtiefbau der KIBAG. «Aber sicher eine der spannendsten!», sind sich Nater und Amstad einig. Verstehen muss man erst mal: Arbeiten am See sind stets eine delikate Angelegenheit. Denn auf keinen Fall darf Dreck in den See gelangen, auch wenn dieser ursprünglich aus dem See kommt. Nicht einmal Trübungen dürfen entstehen. «Bei einer konventionellen Rohrspülung wäre das in einem halben Tag erledigt gewesen », schildert Nater. Doch hier musste das Material sorgfältig mit einem 12-cm-Saugschlauch abgesaugt werden. Und da die Ablagerungen bereits derart gross und die Situation vor Ort exponiert und heikel war, begab sich unser Taucher vom W+S mit dem Absaugschlauch in die bloss 140 Zentimeter breite Röhre und schaffte sich Meter um Meter vor – vom Austritt des Überlaufs in den See bis hin zum Schacht zwanzig Meter weit landeinwärts. Keine Aufgabe für Menschen mit Platzangst oder schwachen Nerven …
UMWELTFREUNDLICHE WASSERAUFBEREITUNGSANLAGE
Gleichzeitig saugte der LKW das ganze Material durch den Saugschlauch ins Fahrzeug, das mit einer integrierten Wasseraufbereitungsanlage ausgestattet ist. Diese trennt Schlamm und Feststoffe ab, reinigt das Wasser und leitet dieses wieder in den See zurück. «Das ist eine umweltfreundliche Methode, weil dadurch natürlich viel weniger Fahrten zur Entsorgung anfallen», führt Nater aus. Denn ohne Aufbereitungsanlage müsste man das kaum verunreinigte Wasser ebenfalls aufwändig abführen. Am Schluss fielen immer noch 51 Tonnen Sedimente aus dem See an, die fachgerecht in der hauseigenen Entsorgungsanlage in Fällanden dem Wertstoffkreislauf zugeführt wurden. «Für ein solches Projekt muss man sehr spezialisiert sein», sagt Nater und spielt den Ball zurück an Urs Amstad, ohne dessen Knowhow rund ums Wasser und seinen Taucher gar nichts gegangen wäre. «Die Zusammenarbeit zwischen Wasserbau und Entwässerungstechnik ist wirklich spannend und gut», schliesst Amstad.