Ein nicht alltäglicher Kunsttransport

Die Insel Ufnau im oberen Zürichsee ist ein bekanntes Ausflugsziel. Sie gehört seit rund 1000 Jahren dem Kloster Einsiedeln und ist ein Ort der Ruhe und der Kultur. Doch wie passt moderne Kunst zu solch einem Ort? Für Urban Federer, den aufgeschlossenen Abt des Klosters, stellt das keinen Widerspruch dar, denn schon in der Vergangenheit wurde auf der Insel der Dialog mit der eigenen Zeit gesucht. Nach der gelungenen letztjährigen «art ufnau» hat das Kloster deshalb erneut eine Skulpturen-Ausstellung gestaltet, welche die Landschaft der Insel bereichert.

Sieben Tonnen schweres Marmor-Ei

Vom Tessiner Künstler Ivo Soldini stammen die archaisch wirkenden, bis fünf Meter hohen Menschenfiguren mit groben Oberflächen aus Bronze, Aluminium oder farbigem Kunstharz, die rund um die Kirche verteilt sind. Inmitten einer hohen Wiese sorgt eine Herde von «Blauschafen» aus Polyester und Acrylfarbe der Aktionskünstler Rainer Bonk und Bertamaria Reetz für leuchtende Farbtupfer. Die «Blaue Friedensherde» wird seit 2009 für Kunstaktionen eingesetzt und war bereits in Dresden, vor dem Kölner Dom und dem Berliner Reichstag zu sehen.
Die «gewichtigsten» Werke der Ausstellung stammen jedoch vom Solothurner Bildhauer, Maler und Grafiker Marc Reist. Seine bevorzugten Materialien sind Marmor und Stahl als Symbole der Langlebigkeit. Sein grösstes und eindrücklichste Werk, das Marmor-Ei «Globo Uovo» begrüsst die Besucher schon von weitem, noch bevor sie mit dem Schiff am Steg anlegen. Der Transport dieses sieben Tonnen schweren Marmor-Eis auf die Insel war allerdings ein Abenteuer für sich.

Mit viel PS und Fingerspitzengefühl

Ein Fall für die Fachleute unseres Wasser- und Spezialtiefbaus, welche die rund zwei Dutzend Kunstwerke in Bäch auf Pontons und Nauen luden und in mehreren Fuhren zur Insel transportierten. Das Abladen erfolgte mit Hilfe eines Mobilkrans. Vor Ort wurden die Skulpturen dann mit einem mobilen Raupenkran versetzt. Vier Tage lang waren die Schiffsführer sowie der Kranführer im Einsatz, bis alles an Ort und Stelle war.
Wegen seines grossen Gewichts war der Transport des Marmor-Eis eine besondere Herausforderung. Es wurde es mit starken Seilen auf einer Stahlplatte befestigt und auf einem Nauen vom Schubschiff Finn zur Ufnau gebracht. Dort wartete auf einem Ponton bereits der 60-Tonnen-Mobilkran, der das Ei vom Nauen scheinbar schwerelos an Land hievte, wo es mit einem Raupenkran an seinem definitiven Standort platziert wurde.

Die «Art Ufnau 2021» kann noch bis zum 17. Oktober 2021 besucht werden.

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