Ein neuer Belag für die vielbefahrene Strecke
Eine Art ARGE von zwei KIBAG Unternehmen: Auf der A1 bei Aarau arbeiten die Bauleistungen aus Zürich und Langenthal derzeit gemeinsam an einer umfassenden Belagssanierung. Eine Zusammenarbeit, die funktioniert.
95'000 Fahrzeuge passieren pro Tag die A1 zwischen Zürich und Bern. Und manch einer wird sich aktuell wieder über die Bauarbeiten ärgern, die seine flüssige Fahrt abbremsen. Zwischen Oftringen und Aarau Ost ist dies eine Baustelle der KIBAG, die man passiert. Auftraggeber ist das ASTRA, das Bundesamt für Strassen, das für dieses Teilstück eine Belagssanierung ausschrieb. Grund war die ungenügende Griffigkeit der Fahrbahn, die vermehrt zu Auffahrunfällen geführt hatte, vor allem bei nasser Fahrbahn. Die KIBAG wird diesen Sommer den ganzen Abschnitt mit einem neuen Belag versehen.
Seit Februar ist Patrick Müller, Bauführer aus Langenthal, mit den Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. "Die Vorarbeiten fielen entgegen der Ausschreibung umfangreicher aus als geplant", erzählt er. Grund war, dass die provisorische Verkehrsführung nicht so funktionierte wie angedacht. "So mussten wir zum Mittelstreifen hin zuerst die bestehenden Steine entfernen und mit einem neuen Belag ergänzen. Ausserdem kommen 500 neue Einlaufschachtabdeckungen dazu", führt er aus. Der Verkehr wird während der Belagssanierung im so genannten 4-0-System geführt. Will heissen: Auf den zwei Spuren und dem Pannenstreifen der einen Fahrbahn laufen zwischenzeitlich vier Spuren im Gegenverkehr, während auf der anderen Strassenseite gearbeitet wird. Da werden selbstredend auch die Ränder der Fahrbahn stark belastet, besonders wenn ein 40-Tonnen-LKW drüberfährt. “Für diese provisorische Verkehrsführung mussten wir deshalb recht umfangreiche Massnahmen ergreifen.” Als interne Subunternehmerin erstellte die KIBAG Emmental die kilometerlangen provisorischen Verkehrsführungen und montierte diverse Verbesserungen an den Fahrzeugrückhaltesystemen.
Lärmarmer und sickerfähiger Belag - dafür kurzlebig
Die Belagsarbeiten laufen nun seit Mai, aufgeteilt auf vier Baufelder. Insgesamt 20 Autobahnkilometer werden über den ganzen Sommer erneuert. Da die Baustelle ziemlich exakt zwischen den beiden KIBAG Regionen Zürich und Langenthal liegt, lag eine Zusammenarbeit auf der Hand (mehr dazu in der Box). "Die Zusammenarbeit lief bisher sehr gut", lobt Mirco Venzin, der Bauführer aus Zürich. Während Patrick Müller als Baustellenchef die Gesamtführung übers Projekt hat, ist Mirco Venzin als Bauführer vor allem für die Belagseinbauten zuständig. “Logistisch ist es schon anspruchsvoll”, erzählt Venzin: Im Einsatz stehen drei Fertiger plus der Beschicker. Der Beschicker ist eine Art Zwischenelement vor dem Belagsfertiger. Der Lastwagen kippt somit nicht direkt in die Einbaumaschine, sondern fährt an den Beschicker zum Entladen. Über ein Förderband wird dann der Belagsfertiger beschickt. “Dieses Verfahren hat mehrere Vorteile: Das Entladen des LKWs geht schneller und ist auch nicht so kritisch, da keine Stösse auf die Einbaumaschine passieren können”, erklärt Venzin. “Bei so grossen Baustellen mit mehreren Einbaumaschinen, die gleichzeitig und möglich gleichmässig laufen müssen, bringt das eine enorme Effizienzsteigerung – auch wenn es ein paar Franken mehr kostet.” Daneben stehen elf Walzen im Einsatz und bis zu 26 Lastwagen liefern Material. “Wir verbauen 52’000 m2 Belag in zwei Tagen, das ist schon extrem viel!”. Am Ende werden es um die 50’000 Tonnen Belag sein, die rausgefräst und wieder eingebracht sein werden.
Nachtarbeit im Ein- und Ausfahrtsbereich
Bei den drei Baufeldern im Normalbetrieb rechnet Venzin mit gut 6 Wochen pro Abschnitt. Im Baufeld bei Oftringen, einem knapp 5 Kilometer langen Teilstück, wo sich die Autobahnein- und ausfahrten befinden, laufen die Arbeiten jeweils nachts, da die Fahrbahn dort nicht komplett gesperrt werden kann. Dort besammeln sich die Arbeiter um 20 Uhr in der Sammelzone und gehen dann gemeinsam an die Arbeit: In etwa 400 Meter langen Einheiten wird der alte Belag abgefräst, es folgt eine Trockenreinigung, anschliessend kommt die SAMI, eine schockabsorbierende Membran, in den Boden und zum Schluss wird der neue Belag eingebracht. Zum Schluss werden die Fahrbahnen mit dem Markierungsroboter neu markiert und ab 4.30 Uhr rollt der Verkehr wieder über den frischen Belag. Der Belag übrigens ist ein so genannter PA 11, der aus zwei verschiedenen Werken geliefert wird, da ein Werk allein die benötigten Mengen nicht hätte stemmen können. Der PA 11 ist sickerfähig, bietet einen hohen Fahrkomfort und ist lärmarm. “Bei Nässe entsteht viel weniger Sprühnässe”, führt Patrick Müller aus. “Dafür muss er alle 15 Jahre saniert werden, da die Abnutzung bei einem offenporigen Belag sehr gross ist.”
Bei solch grossen Aufträgen kommen meistens so genannte ARGEs (Arbeitsgemeinschaften) zum Einsatz: Zwei oder mehrere Bauunternehmen teilen sich den Auftrag. Dies hat verschiedene Vorteile: Jeder bringt sein Know-how ein und die Partnerunternehmen und sie nutzen Personal und Maschinen gemeinsam, um die benötigten Ressourcen in der Hochsaison aufbringen zu können. Ausserdem ist das finanzielle Risiko für den einzelnen Unternehmer bei Grossaufträgen geringer. Bei dieser Belagssanierung spannen mit den Bauleistungen der KIBAG Langenthal und Zürich nun zwei KIBAG Unternehmen zusammen, um mit gebündelten Kräften diesen Grossauftrag zu stemmen. KIBAG United eben.
Das ASTRA unterscheidet zwischen Projektarten: Bei Erhaltungsprojekten wird ein Abschnitt komplett saniert, also vom Belag bis zu den Leitplanken. Bei Überbrückungsprojekten handelt es sich um Massnahmen, bei denen nur das Nötigste unternommen wird, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Dies, weil bereits – drittens – ein Ausbauprojekt geplant ist. Auf der A1 ist dies der Sechs-Spurausbau ab 2035. Im oben beschrieben Autobahnabschnitt handelt es sich also um ein Überbrückungsprojekt, bis der Autobahnausbau mit entsprechender Kapazitätserweiterung kommt.