Bohren im Steilhang
Die Sanierung und Verbreiterung der A2 im Tessin ist in vollem Gang. Der Wasser- und Spezialtiefbau ist für die Bohrpfähle zuständig. Die zuverlässige und eingespielte Deutschschweizer Equipe machte Eindruck auf die Tessiner.
Einige von euch, welche mit dem Auto in den Süden in die Sommerferien gefahren sind, haben kurz vor dem Collina-d'Oro-Tunnel statt dem berüchtigten Blitzkasten vermutlich unsere BG-39 erblickt. Weil es im Tessin keine Spezialtiefbauunternehmen gibt, welche Drehbohrgeräte oder Seilbagger zu Herstellung von Bohrpfählen oder Filterbrunnen im Fuhrpark haben bzw. das Know-How oder die nötigen Referenzen für öffentliche Aufträge fehlen, werden solch anspruchsvolle Spezialtiefbauarbeiten häufig von Unternehmen aus der Deutschschweiz ausgeführt. Sowohl unser Fachpersonal wie auch einige Bauführer arbeiten schon seit Jahren gelegentlich im Tessin. Man pflegt Kontakte und bewährte Zusammenarbeiten mit Tessiner Bauunternehmungen und Ingenieurbüros. Aktuell führt uns die Herstellung von Grossbohrpfählen DN 1000 – 1180 mm mit Bohrtiefen von 15 bis 30 Meter auf die Südseite des Gotthards.
FAHRSPURVERBREITERUNG IM STEILHANG
Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) saniert die Autobahn A2 auf dem Teilstück Gentilino-Lamone. Unser Baulos befindet sich in Hanglage hoch über dem Flugplatz Agno, westlich des Lago Muzzano zwischen den Ein-/Ausfahrten Lugano-Nord und Lugano-Süd. Die Fahrspuren werden verbreitert und aktuellen Standards angepasst, sodass es in späteren Sanierungsfällen möglich ist, temporär vier Spuren auf eine Seite zu konzentrieren. Für die talseitige Verbreiterung sind um-fangreiche Winkelstützmauern erforderlich, welche auf zwei Reihen Grossbohrpfählen in den Fels verankert werden. Das Consorzio NUBE (Luigi Notari SA, Ugo Bassi SA, Edilstrada SA) führt die Hauptarbeiten im Auftrag des ASTRA aus. Wir erstellen die Bohrpfahlarbeiten, welche noch bis April 2025 dauern, als Subunternehmer dieser ARGE.
FLEXIBILITÄT UND ANSPRUCHS-VOLLE BAULOGISTIK
Um die nötige Arbeitsebene, also das Bohrplanum, für Grossgeräte bis 130 Tonnen Einsatzgewicht im Steilhang zu schaffen, musste ein mit Nagelwänden gesicherter Voraushub erstellt werden. Die Planumsbreite beträgt etwa sieben Meter – also durchaus knappe Platzverhältnisse. Die Baulogistik an unserem Drehbohrgerät vorbei ist für nachgelagerte Arbeiten somit schwierig. Die Pfahllängen können nicht im Voraus be-stimmt werden. Sie richten sich nach dem örtlichen Felshorizont, welcher sowohl in Längs- wie auch in Querrichtung sehr unterschiedlich ausfällt. Die effektive Länge der Bewehrungskörbe, welche teilweise mit Ultraschallmessrohren zur Integritätsprüfung ausgerüstet sind, kann erst mit Fertigstellung der Bohrung bestimmt werden. Wir arbeiten mit Stosskörben von modularen Längen; die Längsbewehrung der Körbe ist aufgrund der möglichen Scherbeanspruchung durch Gleithorizonte massiv. Sämtliche Materiallieferungen erfolgen über die Autobahn, sodass Betonlieferungen aufgrund des Verkehrs nach 16 Uhr unmöglich sind. Wegen der Hangwasservorkommen erfolgt das Betonieren teilweise unter Wasser.